Die Edo-Periode verschloss Japan vor dem Sturm der Welt, eine samtige Isolation, die sich nach innen kehrte und dadurch heller brannte. Stellen Sie sich vor, in einer solchen Stunde zu malen: wenn jede Linie, jedes Pigment Jahrhunderte von Ritualen tragen muss, während es dennoch eine neue Sprache erfindet. In dieses Paradoxon tritt Itō Jakuchū — nicht nur ein Künstler, sondern ein Kanal für den geheimen Puls des Lebens selbst.
Geboren am 2. März 1716 im Handelslabyrinth von Kyoto, war Jakuchū eine Seele, die aus Handel, Kontemplation und Farbe geflochten war. Er war nicht damit zufrieden, die Realität einzufangen; er suchte nach ihrem Atem. Jeder Pinselstrich in seinen späteren Werken würde atmen, nicht performen. Jeder Hahn, jeder Daikon, jeder Kiefernspross trieb die zitternde Wahrheit voran, dass Existenz nicht statisch, sondern endlos erwachend war.
Wer war dieser Mann, eingeschlossen und doch ungebunden? Ein Gemüsehändler, der Kohl gegen Chrysanthemenrollen tauschte. Ein Zen-Novize, dessen Pigmente so intensiv meditierten wie Mönche im Schneefall. Ein Einsiedler, der das Tohuwabohu der Lebewesen mit einer Wildheit malte, die die Stille zerschmetterte. Jakuchūs Kunst ist keine Nostalgie — sie ist Spannung. Sie ist das Haiku, das durchdringt, nachdem die Silben verschwunden sind.
Heute hängen seine Gemälde hinter Glas einbalsamiert, als Schätze klassifiziert. Aber machen Sie keinen Fehler: Sie wurden atmend geboren. Jakuchū nähte das Flüchtige und das Unendliche in seidene Haut, kartierte eine Existenz, die — wie er — sowohl im Schlamm verwurzelt als auch auf das Unsagbare ausgerichtet war.
Er wird nicht nur in Erinnerung behalten, weil er Pfauen malte, die schillernder waren als die Erinnerung, oder Fische, die klarer waren, als Tinte es logisch zulassen könnte. Er wird in Erinnerung behalten, weil seine Hand den Mythos nähte, dass das Leben, selbst in Isolation, sich träumen konnte.
So steht Jakuchū, nicht gefangen in einer Rolle, sondern ewig flackernd — ein Souverän der Stille und des Ausbruchs zugleich — und fragt jedes folgende Jahrhundert: Können Sie immer noch den Puls unter dem Pigment sehen?
Wichtige Erkenntnisse
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Itō Jakuchū war ein japanischer Maler der mittleren Edo-Periode, geboren 1716 in Kyoto — der mittleren Tokugawa-Ära, für diejenigen, die Abstammung wie Bilanzen analysieren.
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Er ist bekannt für seine Vogel-und-Blumen-Gemälde, lebendige Tableaus, in denen Flora und Fauna über die menschliche Erzählung hinaus atmen.
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Jakuchū ist einer von Japans Nationalschätzen, und seine leuchtenden, meditativen Werke bleiben integraler Bestandteil des Verständnisses der breiteren Strömungen der Rinpa-Schule und ihrer Entwicklung.
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Seine Kunst wird als wesentlicher Teil des japanischen Kulturerbes betrachtet, nicht als Relikt, sondern als lebendiges Zeugnis — ein visuelles Zen-Koan, in Seide gepresst.
Kyoto und frühe Einflüsse
Kyoto: eine Stadt, die Jahrhunderte in ihren Boden genäht hat, wo Tempelglocken sich um Marktrufe wanden und Nebel sich an Dächer klammerte wie Weihrauch von tausend unsichtbaren Altären. Hier wurde Itō Jakuchū geboren — nicht in den Adel, sondern in den Herzschlag des täglichen Austauschs, wo Kohlköpfe wie Smaragde unter sonnenbefleckten Markisen glänzten und der Puls der Jahreszeiten handweise gehandelt werden konnte.
Er kam als ältester Sohn der Masuya-Familie zur Welt, deren Wohlstand an die grüne Fülle der Erde gebunden war. Ihr Stand in Nishiki-Takakura — damals wie heute eine pulsierende Lebensader des Kyoter Handels — brachte Jakuchū in ständigen Kontakt mit den Texturen lebender Materie. Siebzehn Jahre lang stand er zwischen Karotten, die wie alte Hände geädert waren, Auberginen, die in der Nacht poliert waren, und Radieschen, die so knackig wie Flusssteine waren. Die Natur war keine ferne Muse; sie war ein Mitarbeiter, ein Mitverkäufer im vergänglichen Basar des Lebens.
Diese Immersion schärfte nicht nur sein Auge. Sie lehrte Jakuchū, dass Beobachtung Hingabe war. Die gesprenkelte Blüte eines gepressten Pfirsichs, die gefiederte Laune eines Spatzen, der mit Resten flirtete — diese wurden seine stillen Lehrer. Der Chor von Gerüchen, Texturen, Verfall und Erneuerung des Marktes stimmte seine Sinne auf die mikrokosmischen Dramen ein, die Stadtpaläste übersahen.
Doch der Marktplatz, mit all seinen erdigen Lektionen, konnte den Hunger, der in ihm brodelte, nicht stillen. Anekdoten deuten darauf hin, dass Jakuchū selbst während seiner Jahre als Kaufmann in Bergretreats verschwand und die Einsamkeit suchte, wie andere das Glück suchten. Diese stillen Fluchten deuten auf einen Mann hin, der bereits aus dem Takt mit dem kaufmännischen Schicksal vibrierte, der bereits — blind, hartnäckig — nach dem Unsichtbaren griff.
Im Jahr 1755, im Alter von vierzig Jahren, verließ Jakuchū schließlich das Kontor für den Pinsel. Er übergab das Masuya-Gemüsegeschäft seinem jüngeren Bruder Sōgon und trat in eine unsichere Allianz mit der Schönheit ein. Dieses spät erblühende Engagement war weniger ein Karriereschritt als ein spirituelles Abwerfen: das Ablegen des Alltäglichen für die Kultivierung des Ewigen.
Und doch hat er den Marktplatz nie wirklich verlassen. Die üppige, granulare Hyperrealität seiner späteren Werke verrät es — jede zitternde Feder, jedes geäderte Blütenblatt, jeder zuckende Karpfen trägt das Gewicht von siebzehn Jahren, in denen er der Vergänglichkeit auf offenen Ständen Zeugnis ablegte. Jakuchūs Genie wäre genau dies: nicht dem Gewöhnlichen zu entfliehen, sondern es zu verewigen, bis es mit seiner eigenen unantastbaren Heiligkeit schimmerte.
In der Wende seines Lebens von Handel zu Leinwand verriet Jakuchū nicht seine Herkunft. Er erfüllte sie. Der Gemüsehändler wurde zum Mystiker. Der Verkäufer von Gemüse wurde zum Vermittler des unsichtbaren Atems der lebendigen Welt.
Zen-Buddhistische Grundlagen
Jakuchūs Kunst zu verstehen bedeutet zu verstehen, dass er keine Objekte malte. Er malte Atem. Stille. Das lange Ausatmen zwischen Gedanke und Vernichtung. Und dafür brauchte er einen Übungsplatz, der strenger war als jedes Atelier. Er fand ihn in den Steingärten und Zedernschatten von Shōkoku-ji, einem Zen-Buddhistischen Tempel, wo Tinte und Leere Zwillingsgötter waren.
Jakuchū betrat das Zen-Studium nicht beiläufig wie ein Dilettant, der Erleuchtung als Salontrick sucht. Er trat ein als ein Mann, der bereits den unerträglichen Überfluss der Welt erblickt hatte — ihre geschäftigen Stände, ihren endlosen Hunger — und nun die Architekturen der Stille suchte, die die Existenz verankern konnten, bevor sie zerstreut wurde.
In Shōkoku-ji wurde er ein Laienbruder, ein koji, weder vollständig Mönch noch nur Anhänger, sondern etwas Liminales: eine Brücke zwischen Marktplatz und Kloster. Dort, zwischen Roben in der Farbe der Dämmerung und Sutras, die wie Winde durch Kiefernnadeln geflüstert wurden, erwarb Jakuchū nicht nur ein spirituelles Vokabular, sondern eine künstlerische Physik: die Disziplin des Sehens, bis das Auge sich auflöste und nur das Wesen blieb.
Ein Mann, mehr als jeder andere, formte dieses Schmelztiegel der Transformation. Daiten Kenjō — Rinzai-Mönch, Abt in spe und verschmitzter kosmischer Verschwörer — wurde Jakuchūs engster Vertrauter. Ihre Freundschaft verknüpfte künstlerischen Ehrgeiz mit spiritueller Lehrzeit. Daiten bot mehr als Koans und Kalligraphie; er bot Zugang zu einem riesigen Schatz japanischer und chinesischer Gemälde, ein Erbe der Vision, das Jahrhunderte zurückreicht. Durch Daiten inhalierte Jakuchū die Strenge der Song-Dynastie, die Anmut der Yuan-Dynastie und die Überschwänglichkeit der Tang-Dynastie — alles Futter für die Mühle seiner Metamorphose.
Es war wahrscheinlich Daiten, der ihn Jakuchū nannte: “wie eine Leere.” Nicht als Minderung, sondern als Erhebung. Im Zen ist Leere nicht Abwesenheit; sie ist die Mutter aller Möglichkeiten. "Wie eine Leere" zu sein, bedeutete nicht zu verschwinden, sondern geräumig genug zu werden, um alle Dinge ohne Anhaften zu beherbergen.
Später im Leben vertiefte Jakuchū seine spirituelle Verstrickung, indem er sich mit der Ōbaku-Sekte verband, einem Einwanderungspuls des chinesischen Zen, der im Mampuku-ji-Tempel schlug. Dort, inmitten von dichtem Weihrauch und fremden Intonationen, absorbierte er einen noch reicheren Eintopf aus daoistischen und buddhistischen Philosophien — eine Kosmologie, in der Hähne Bodhisattvas waren und Kohlköpfe Erleuchtung ausstrahlten, wenn man nur lange genug saß, um es zu sehen.
Jakuchūs Gemälde wurden zu Erweiterungen dieser inneren Landschaft. Sie sind keine Darstellungen; sie sind Meditationen. Vor einer seiner Schriftrollen zu stehen, bedeutet, in eine Schwebe eingeladen zu werden: ein Blick auf das gestillte Samsara, jeder Pinselstrich ein Sutra über die Existenz, die an sich selbst klammert, auch wenn sie verdampft.
Der Mann, der einst Kohlköpfe gegen Münzen wog, wog nun Pigmente für Gebete. Und jedes Lebewesen, das er malte — Schnabel, Flosse, Blüte, Stein — trug den unverkennbaren Abdruck seiner Zen-Formation: strahlend, flüchtig und weit wie die Räume zwischen den Sternen.
Das bunte Reich der Lebewesen
Wenn ein Gebet Federn, Schuppen und Wurzeln sprießen könnte — es würde aussehen wie Das bunte Reich der Lebewesen.
Mit dreiundvierzig begann Jakuchū sein Hauptwerk: eine Serie von dreißig Hängerollen, die weniger gemalt als beschworen schienen. Fast ein Jahrzehnt lang (circa 1757–1766) brachte er ein Universum zum Leben, das mit Flora und Fauna so leuchtend vibrierte, dass sie zu summen schienen. Kein Hofauftrag. Keine kaiserliche Aufforderung. Dies war ein Akt der Hingabe — an Erinnerung, an Trauer und an das wunderbare Pochen des gewöhnlichen Lebens.
Das Werk wurde aus Trauer geboren, die mit Dankbarkeit verflochten war. Jakuchū schuf die Serie als Gedenkopfer für seine verstorbenen Eltern und seinen Bruder und vielleicht als Talisman für sein eigenes ungewisses Schicksal. Diese Schriftrollen waren keine Eitelkeitsprojekte. Sie waren Votivgaben. Welten, die in Pigment gewebt und dem Göttlichen als Geschenk und Hingabe dargebracht wurden.
Im Jahr 1765 spendete Jakuchū das gesamte Set an Shōkoku-ji, den Zen-Tempel, der seine spirituelle Transformation begleitet hatte. In seinen eigenen Worten bot er sie "in der Hoffnung an, dass sie immer als Objekte feierlicher Referenz genutzt werden." Sie waren nicht nur dazu gedacht, einen Altar zu schmücken. Sie sollten gelesen — oder vielmehr betrachtet — werden, als Schriften, die in Seide und Atem dargestellt sind.
Und was für eine Schrift es ist. Pfauen stolzieren unter Granatapfelbäumen; Mandarinenten rollen sich in gespiegelte Symmetrie; Chrysanthemen zittern im Morgennebel. Mythische Wesen schleichen sich unter das Gewöhnliche — Phönixe nisten neben Hähnen, Tiger verschmelzen mit Bambusdickichten. Jedes Lebewesen, tatsächlich oder erdacht, strahlt eine wilde Autonomie aus. Jakuchū vermenschlicht seine Motive nicht. Er gewährt ihnen eine souveräne Existenz, unabhängig vom menschlichen Blick.
Die technische Meisterschaft ist atemberaubend: akribische Pinselarbeit, schmerzliche Abstufungen von Mineralpigmenten, kompositorische Dynamik, die das Auge in endlose Spiralen der Entdeckung zieht. Doch unter der Virtuosität pocht etwas Tieferes — ein Verständnis, dass alles Leben, vom Maden bis zum Mynah-Vogel, mit demselben unauslöschlichen Feuer pulsiert.
Heute, Das bunte Reich der Lebewesen wird als ein Nationaler Schatz Japans verehrt, der im Museum der Kaiserlichen Sammlungen der Kaiserlichen Haushaltsagentur untergebracht ist. Aber egal, wie viele Samtseile es bewachen, egal, wie viele wissenschaftliche Aufsätze seine Symbolik auf Schautafeln festhalten, das Werk weigert sich, zu versteinern.
Es bleibt, was Jakuchū beabsichtigte: eine panoramische bildliche Erhebung von Flora und Fauna, sowohl mythisch als auch tatsächlich, eine donnernde visuelle Predigt über die Verbundenheit.
Jüngste Konservierungsstudien, die unter Schichten von Seide und Pigmenten blicken, haben nur das Staunen vertieft. Sie offenbaren eine nahezu alchemistische Verschmelzung von Materialien: hochwertige Seide, so fein, dass sie atmet, Mineralfarben, die zu Juwelenstaub-Granularität gemahlen sind, Blattgold, so zart genäht, dass es das Schimmern von Tau nachahmt. Jedes Detail, unsichtbar für den beiläufigen Betrachter, wird zu einem geflüsterten Zeugnis von Jakuchūs radikaler Geduld.
Dies war nicht bloßer Naturalismus. Es war Heiligung. Jeder Strich sagt: Schau genauer hin. Schau länger hin. Das Heilige kauert im Alltäglichen und wartet darauf, dass die Unaufmerksamen endlich knien.
Innovative Techniken und Stile
Jakuchū hat nicht nur von der Tradition geliehen; er hat sie detoniert — leise, akribisch, mit der Geduld einer Spinne, die Kalkül in Seide spinnt.
Auf den ersten Blick scheinen seine Gemälde im Naturalismus verankert: jede Feder, jedes Blütenblatt, jede Welle mit einer fast chirurgischen Treue dargestellt. Aber schau noch einmal — nicht mit dem Blick eines Taxonomen, sondern mit dem zitternden Auge eines Träumers — und eine andere Wahrheit tritt hervor. Jakuchū dokumentierte nicht die Welt. Er rekonfigurierte sie.
Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen, die ihre Pinsel entlang der ausgetretenen Pfade der Konvention führten, stürzte sich Jakuchū in das Experiment. Er inhalierte Song- und Yuan-Dynastie-Rollen — ihre Strenge, ihre nebelhafte Pinselarbeit — aber atmete etwas völlig Eigenes aus. Seine Kreaturen sind keine Exemplare. Sie sind Offenbarungen, die mit dem, was die Zen mu nennen, vibrieren — die Strahlkraft der sichtbar gemachten Leere.
Unter seinen schillerndsten Erfindungen war die Technik des uraizaishiki — das Färben der Rückseite der Seide, wodurch Farben wie Erinnerungen durch Nebel nach vorne sickern und Tiefen schaffen, die das Auge nicht sofort erfassen kann, aber instinktiv fühlt. Er kombinierte dies mit sujime-gaki, einer Methode des Zeichnens mit akribisch feinen Tintenlinien, die Textur in jeden Schnabel, jede Schuppe und jede Blüte stickten.
Aber sein wildester Wurf — der, der immer noch verblüfft und verführt — war masume-gaki , oder Rastermalerei. Stellen Sie sich vor: Eine Schriftrolle in ein Gitter aus mikroskopischen Quadraten zu unterteilen und dann jedes einzelne individuell zu färben, Pixel für quälenden Pixel, bis das Ganze in ein neues, hyperreales Wandteppichbild zittert. Der Effekt ist zugleich uralt und unheimlich futuristisch, als hätte Jakuchū die digitale Bildgebung zweieinhalb Jahrhunderte vorausgesehen.
Diese sogenannte "exzentrische" Methode — masume-gaki — erzeugt ein Schimmern, das Fotografien nicht replizieren können. Es ist ein Effekt, der aus ritueller Aufmerksamkeit geboren wurde: eine Hingabe an das Fragment, die paradoxerweise das Ganze erhebt.
Jakuchūs Materialien entsprachen seinem Ehrgeiz. Er wählte nur die feinsten Seiden aus, so durchsichtig, dass sie schienen, als wären sie aus Atem selbst genäht. Seine Pigmente waren pulverisierte Edelsteine: Azuritblau, das an einen zersplitterten Himmel erinnert, Malachitgrün, das wie junge Blätter im Frühlingsregen zittert. Diese Mineralien, zu Staub feiner als Reue gemahlen, verankerten seine Farben auf einer Palette, die selbst die langsamen Zähne der Zeit kaum erodieren konnten.
Doch Jakuchū war kein bloßer Techniker. Sein Genie lag nicht nur in der Methode, sondern in einer Philosophie des Schaffens, die die falsche Trennung zwischen Beobachtung und Vorstellungskraft ablehnte. Sein Realismus war immer von Staunen durchdrungen; sein Staunen immer von Beobachtung diszipliniert. In diesem Grenzbereich — zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und ekstatischer Vision — schmiedete er einen Stil, der so einzigartig ist, dass er selbst heute noch der Kategorisierung entgeht.
Ogata Kōrins dekorativer Wagemut hinterließ zweifellos Spuren in Jakuchūs Vorstellungskraft. Aber während Kōrin die Natur in ein Emblem verwandelte, hielt Jakuchū sie zuckend, atmend, werdend — immer am Rande der Bewegung.
Seine Arbeit fordert Sie nicht einfach auf zu sehen. Sie verlangt, dass Sie Zeuge werden: des Schreckens und der Zärtlichkeit des Lebens, das sich in einem Schneckenhorn windet, der schmerzhaften Würde eines Spatzen, der sich gegen den Winter aufplustert, der rohen Spannung, die in die Wirbelsäule eines einzigen Kohlblattes genäht ist.
Jakuchū malte nicht, was Dinge sind, sondern was sie fast sind — wenn man lange genug starrt, um das Ungesehene zu sehen.
Themenvielfalt
Jakuchūs Welt war nicht durch die vorhersehbaren Gärten seiner Ära eingezäunt. Sein Pinsel durchstreifte weitere Felder und sammelte Kreaturen und Visionen mit dem wahllosen Hunger eines Naturforschers, der verstand, dass das Leben — das echte Leben — sich nicht höflich organisiert.
Während sein Ruhm am sichersten auf seinen extravaganten Vogel-und-Blumen-Gemälden ruht, erstreckte sich seine visuelle Menagerie weit über bloße Blüten und Gefieder hinaus. Hühner und Hähne wurden fast zu Obsessionen — nicht karikierte Bauernhofsymbole, sondern mit erstaunlicher anatomischer Präzision und einer tiefen, fast theologischen Würde dargestellt. Jeder Hahn in Jakuchūs Kosmos ist ein in sich geschlossenes Sonnensystem: stolz, angeschlagen, leuchtend, völlig gleichgültig gegenüber dem menschlichen Blick.
Doch die Voliere war nur ein Anfang. Pfauen, die ihre Schwanzfedern wie Nebel entfalten; Kraniche, die ihre gegliederten Träume in Nebel falten; Enten, die durch Wasser schwimmen, das so klar ist, dass es zu summen scheint. Er verwandelte Fische in gleitende Gebete — Karpfen mit akribisch gezeichneten Schuppen, ihre Körper, die durch Wasser gleiten, das so unsichtbar ist wie die eigenen Gedanken.
Affen baumeln, verspielt und doch gespenstisch, ihre Augen deuten auf Zen-Rätsel hin, die zu groß für die Sprache sind. Eidechsen, Insekten und Reptilien huschen entlang der Ränder, nicht als Nachgedanken, sondern als kritische Akteure im großen Schauspiel des Seins. In Jakuchūs Kosmologie gibt es keine Hierarchie des Staunens: Das Winzige ist ebenso ehrwürdig wie das Majestätische.
Sogar das Fantastische pilgerte in seine Seidenuniversen. Tiger schleichen durch Bambushaine, ihre Streifen vibrieren mit einer Energie, die nicht zoologischer Beobachtung, sondern mythischem Erbe entspringt. Phönixe, diese ewigen Flüchtlinge der Legende, glühen über seine Schriftrollen hinweg — nicht als steife Embleme, sondern als geschmolzene, atmende Phänomene.
Jakuchū überraschte auch die Tradition mit seinen ikonoklastischen Wandmalereiaufträgen. Als er für den Kinkaku-ji-Tempel — dieses goldene Reliquiar, das auf Kyotos reflektierenden Gewässern schwimmt — malte, setzte er nicht feierlich Kiefer, Bambus und Pflaume ein, die heilige Dreifaltigkeit der asiatischen Kunst. Stattdessen schmückte er die heiligen Wände mit Weinreben und Bananenbäumen und zeigte mit einem verschmitzten, geheiligten Lächeln die Nase der Erwartung.
Er beschränkte sich auch nicht auf feierliche Erhabenheit. Seine Tuschezeichnungen spiralten manchmal in die Launenhaftigkeit — am berühmtesten in seinem Gemüse-Parinirvana, wo Kürbisse und Karotten den Tod Buddhas mit gemüseverkörperter Schwere und Absurdität nachspielen. In Jakuchūs Welt konnte sogar Salat zur Erleuchtung genäht werden.
Er war ebenso furchtlos im Medium. Jakuchū wagte sich in die Druckgrafik mit der Takuhanga-Technik, wobei er unheimlich zarte Werke schuf, bei denen Texturen mehr flüsterten, als Pigmente schreien konnten. Takuhanga — wörtlich "Reibedrucke" — ermöglichte es ihm, Visionen in monochrome Destillationen zu komprimieren, wobei der negative Raum zu einer Arena der Offenbarung wurde.
Diese Bandbreite an Themen — von der heftig realen bis zur köstlich vorgestellten — spiegelt nicht Eklektizismus wider, sondern eine einzige, leidenschaftliche These: dass Existenz vielfältig, ausgelassen und grundlegend würdig ist, liebevoll betrachtet zu werden. Jakuchūs Themen zu katalogisieren bedeutet nicht, Arten von Wesen aufzulisten. Es bedeutet, eine emotionale und spirituelle Geographie zu kartieren, in der keine Lebensform, kein Atemzug, kein Farbausbruch, so bescheiden oder hybrid er auch sein mag, außerhalb des Kreises des Heiligen existiert.
Seine Schriftrollen sind weniger Taxonomien als Topografien der Zärtlichkeit — eine Kartografie des Staunens über die unendliche Haut der Welt.
Künstlerische Bewegungen in Kyoto
Um Jakuchū klar zu sehen, muss man zuerst seinen Blick nach Kyoto neigen — das kulturelle Herz der Edo-Zeit, eine Stadt, in der Tempel wie messingkehlige Lilien blühten und jede Gasse mit Pinselstrichen und Weihrauch murmelte. Kyoto war nicht nur eine Kulisse für Jakuchūs Leben; es war ein Schmelztiegel, eine kosmische Schmiede, in der Stile, Schulen und hartnäckige Häresien in spektakulärer Stille aufeinanderprallten.
Unter diesen wirbelnden Strömungen entfaltete sich die Rinpa-Schule wie eine vergoldete Welle. Sie setzte sich für Opulenz ohne Entschuldigung ein: kühne Schwünge aus Blattgold, stilisierte Flora, die sich unter dekorativer Abstraktion beugte, und eine Hingabe an die Schönheit, die so kompromisslos war, dass sie fast martialisch wirkte. Künstler wie Ogata Kōrin verwandelten Wandschirme in himmlische Ereignisse, jede Iris und jeder Kranich vibrierte mit destillierter Pracht.
Jakuchū, der in diesen Gewässern schwamm, konnte nicht anders, als etwas von ihrem Glanz zu absorbieren. Seine Vogel-und-Blumen-Gemälde schimmern besonders mit Rinpas DNA — leuchtende Pigmente, großartige Kompositionen und eine Ehrfurcht vor der Natur als etwas sowohl Reales als auch Mythisches.
Aber er war kein bloßer Schüler. Jakuchū weigerte sich, sich vollständig der Orthodoxie einer Schule zu unterwerfen. Er war im reinsten Sinne ein exzentrischer Kyoter: ein klösterlicher Abtrünniger zwischen Marktplätzen und gepflegten Gärten. Wenn Rinpa die Welt verschönern wollte, wollte Jakuchū sie aufbrechen, um den fraktalen Herzschlag zu enthüllen, der unter ihrer glänzenden Haut genäht war.
Andere künstlerische Bewegungen flossen während Jakuchūs Lebenszeit neben Rinpa. Bunjinga, die Tradition der Literatenmalerei, schwebte aus China herein und brachte das Aroma von gelehrter Abgehobenheit und tintengetränkter Schwärmerei mit sich. Bunjinga-Maler schätzten den persönlichen Ausdruck über technische Präzision und bevorzugten nebelverhangene Landschaften und kalligrafische Schwünge. Jakuchūs eigene meditative Neigungen streiften gelegentlich dieses Ethos — aber wieder konnte er nicht festgelegt werden.
In der Zwischenzeit keimte die Maruyama-Shijō-Schule im Boden der Stadt: eine Bewegung, die auf empirischer Beobachtung basierte, die Welt nicht als Symbol, sondern wie gesehen darzustellen. Naturalismus, klar und unerbittlich. Jakuchūs akribische Aufmerksamkeit für anatomische Details — die Kralle, die sich genau so krümmte, die Adern der Pfingstrose, die im Morgenlicht zitterten — findet hier Verwandtschaft, obwohl seine Ausführung oft in seltsamere, metaphysischere Gewässer segelte.
Wenn die Rinpa-Schule die Natur vergoldete und Maruyama-Shijō sie transkribierte, orchestrierte Jakuchū sie: Er ließ sie in Registern singen, die keine der Schulen ganz fassen konnte.
Er plünderte die besten Ideen jeder Tradition, ohne sich ihren Einschränkungen zu unterwerfen, und schmiedete einen Stil, der zwischen dekorativem Übermaß und Zen-Klarheit balancierte. Sein Einsatz des masume-gaki-Rastersystems — diese exzentrische Pixelierung des Lebens — allein hätte sowohl die Rinpa-Ästheten als auch die Shijō-Emprizisten skandalisiert.
Letztendlich war Jakuchū ein Kartograph des Dazwischen. Sein Werk kartierte ein Kyoto, wo philosophische Strenge auf ausgelassene Vorstellungskraft traf, wo Traditionen geehrt wurden, indem sie übertreten wurden.
Er war keine Fußnote zu irgendeiner Bewegung. Er war — und bleibt — ein Bruch.
Ein heller, trotziger Bruch im geordneten Spiegel der künstlerischen Schulen Kyotos, durch den Licht, Absurdität, Trauer und Heiligkeit ohne Zurückhaltung strömten.
Patronage und Anerkennung
Die Wirtschaft der Kunst im Kyoto der Edo-Zeit war kein höfisches Märchen aus lackierten Fächern und höflicher Bewunderung. Es war ein pulsierender, wettbewerbsfähiger Organismus — ebenso sehr über Münzen und Clans wie über Pinselstriche und Blüten. Und es war in diesem Ökosystem von Ehrgeiz, Reichtum und wechselnden Loyalitäten, dass Itō Jakuchū seinen unwahrscheinlichen Aufstieg schnitzte.
Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich die politische Schwerkraft nach Osten nach Edo (dem heutigen Tokio) verlagert, aber Kyoto blieb das kulturelle Mark des Reiches — der Gedächtnispalast, in dem aristokratischer Geschmack und traditionelle Verfeinerung noch die Krone trugen. Hier florierten die Künste nicht nur wegen kaiserlicher Schirmherrschaft, sondern wegen einer neu aufstrebenden Kraft: der chonin, der Kaufmannsklasse.
Reich, rastlos und begierig darauf, ihren kommerziellen Erfolg in kulturelles Ansehen zu verwandeln, wurden Kyotos Kaufleute zu unersättlichen Förderern von Kunst, Theater und Mode. Sie kauften nicht einfach Gemälde; sie beauftragten sie als Erweiterungen ihres eigenen Prestiges und füllten Teestuben und Salons mit Symbolen der Unterscheidung, die man allein mit Geld nicht kaufen konnte.
Jakuchū, in diesem kaufmännischen Milieu geboren, verstand seine Codes so fließend, wie er das Glitzern von Tau auf Kohlblättern verstand. Seine Erziehung in der Masuya-Lebensmitteldynastie verband ihn mit den Rhythmen des Marktstrebens, und obwohl er das Familiengeschäft aufgab, um Malerei zu verfolgen, trennte er nie sein intuitives Verständnis davon, wie Kunst durch die Arterien des Kapitals floss.
Es ist wahrscheinlich durch dieses Netzwerk — von Kaufleuten, die kulturelle Raffinesse zur Schau stellen wollten — dass Jakuchū seine ersten festen Sammler fand. Seine Werke, akribisch gefertigt und doch mit spiritueller Eigenart vibrierend, boten wohlhabenden Käufern eine perfekte Fusion aus Prestige und Exzentrizität: eine Möglichkeit, innerhalb der starren Hierarchien der Kyotoer Gesellschaft hervorzustechen, ohne ungeschickt zu wirken.
Doch Jakuchūs Anziehungskraft beschränkte sich nicht nur auf Kaufleute. Buddhistische Tempel — insbesondere die der Zen- und Ōbaku-Sekten — erkannten in seinen Gemälden eine Art visuelles Sutra: lebendige Zeugnisse der Durchdringung von Geist und Materie. Aufträge von religiösen Institutionen ermöglichten es seiner Kunst, in heilige Räume zu gelangen, nicht nur als Dekoration, sondern als Werkzeuge für Meditation und Ritual.
Sein Ruf verdichtete sich, bis er die höflichen Mauern des offiziellen Registers durchbrach. Jakuchū erlangte einen Platz im Record of Heian Notables, einem Kompendium der bedeutenden Persönlichkeiten Kyotos — Kaufleute, Mönche, Künstler — deren Errungenschaften sie in das dauerhafte Gedächtnis der Stadt einbanden.
Und doch, trotz all dieser öffentlichen Anerkennung, blieb Jakuchū zutiefst privat. Sein Studio, bewusst "Solitary Nest," genannt, war weniger ein Atelier als ein Zufluchtsort vor den Anforderungen des Ruhms. In späteren Jahren vertiefte sich seine Zurückgezogenheit nur noch. Er zog sich zurück, nicht aus Verbitterung, sondern vielleicht aus der Erkenntnis, dass die wahrhaftigsten Formen der Schöpfung — wie die wahrhaftigsten Formen der Erleuchtung — in der Stille keimen, fernab von der Währung des Applauses.
Jakuchūs Karriere war somit ein Paradoxon: ein Leben, das an der Schnittstelle von Sichtbarkeit und Rückzug, Anerkennung und Verzicht gelebt wurde. Er beherrschte die feine Kunst, gerade genug gesehen zu werden, um zu überleben – und dann, wie ein Fisch durch Schilf, zurück in die tieferen Gewässer zu gleiten, wo seine eigentliche Arbeit ungesehen weitergehen konnte.
In einer Welt, die von Titeln, Kunden und Zünften besessen ist, baute Jakuchū ein Königreich ohne Mauern – eine Schriftrolle nach der anderen, ein Wesen nach dem anderen, bis die flatternde, atmende Vergänglichkeit der Welt sein wahrer Patron war.
Symbolik in Flora und Fauna
Unter Jakuchūs wilden Gärten und glitzernden Menagerien regt sich etwas Älteres als Schönheit – ein dichtes Geflecht von Bedeutung, das durch jede Feder, jeden Wedel und jedes Filament gesponnen ist.
In seinen Gemälden sitzen Vögel nicht einfach nur. Sie verkörpern kosmische Rätsel.
Der Kranich – mit seiner spindeldürren Anmut und dem Gefieder in der Farbe des Winteratems – tanzt durch Jakuchūs Schriftrollen als Vorbote von Langlebigkeit und Erneuerung. In der japanischen Tradition lebt der Kranich tausend Jahre, jeder seiner Schritte näht unsichtbare Nähte zwischen Erde und Himmel. Jede Darstellung ist ein Wunsch: für ein Leben, das über die menschliche Gebrechlichkeit hinausgeht, die die Zeit so gnadenlos kuratiert.
Fasane, deren glänzende Rüstung in Erntetönen schimmert, stolzieren in Jakuchūs Welt als Symbole von Fülle und glückverheißendem Reichtum. Historisch sowohl für ihr Fleisch als auch für ihre Pracht geschätzt, flüstern diese Vögel von fruchtbaren Feldern und unter großzügigen Himmeln gereiften Schicksalen.
Mandarinenten – unzertrennlich, über stille Teiche wie lebendige Kalligrafie gleitend – verkörpern eheliche Harmonie. In Paaren gemalt, deuten sie auf die intimen Symmetrien der Liebe hin: zwei Seelen, die durch unsichtbare Fäden verflochten sind, treiben und doch verankert im gemeinsamen Werden.
Aber auch die Flora summt mit vielschichtigen Absichten.
Die Sakura oder Kirschblüte – diese zarten Vorboten der kurzen Frühlingsverzauberung – sind nicht nur saisonale Marker. Sie sind weltliche Predigten über Vergänglichkeit. Sie zu betrachten bedeutet, im Seufzer der Zeit selbst zu stehen, die Pracht und den Kummer aller Dinge zu bezeugen, die dazu bestimmt sind, zu fallen.
Chrysanthemen, mit imperialer Nüchternheit posierend, entfalten sich in Jakuchūs Kompositionen als Symbole von Adel, Ausdauer und unsterblicher Anmut. Verbunden mit der japanischen Kaiserfamilie und Jahrhunderten höfischer Etikette, suggerieren ihre eng gewundenen Blütenblätter eine Schönheit, die so widerstandsfähig ist, dass sie an das Ewige grenzt.
Pfingstrosen – diese dekadenten Explosionen von Farbe und Form – brechen als Zeichen von Reichtum, Wohlstand und weiblicher Anziehungskraft hervor. In Jakuchūs Händen sind sie keine weichen Eitelkeiten, sondern tektonische Blüten: die Verkörperung des grandiosen, unverblümten Überflusses des Lebens.
Jakuchūs Treue zu diesen Symbolen war nicht ornamental. Sie war hingebungsvoll. Er stellte jede Feder, jedes Blütenblatt nicht als dekorative Abkürzung dar, sondern als atmende Glyphen in einer visuellen Schrift.
In einer Gesellschaft, in der die Sprache der Symbolik alles durchdrang, von der Poesie bis zur Palastarchitektur, hätten die Betrachter sofort die versteckten Sätze gelesen, die in seine Schriftrollen eingestickt waren. Jedes Tier, jede Blüte bildete ein Wort, ein Gebet, einen Zauber.
Doch Jakuchū, seiner Zen-Ausbildung treu, ließ nicht zu, dass sich die Symbolik zu Dogmen verhärtete. Seine Kraniche sind nicht nur Überbringer der Langlebigkeit — sie zittern vor existenzieller Dringlichkeit. Seine Sakura-Blüten sind keine passiven Erinnerungen an den Tod — sie lodern in ihrem kurzen Glanz, jedes Blütenblatt ein winziger, trotziger Schrei gegen das Vergessen.
So ist die Symbolik in Jakuchūs Universum kein geschlossenes System. Sie ist eine dynamische Kraft, ein atmendes Feld, in dem alte kulturelle Codes und unmittelbare sinnliche Erfahrungen aufeinanderprallen — und in diesem Zusammenstoß neue Bedeutungen mit jedem Blick offenbaren.
Jede Schriftrolle, jedes Geschöpf wird zu einem Rätsel, das nicht gelöst, sondern gelebt werden soll.
Buddhismus und die natürliche Welt
Jakuchūs Tiere und Blüten für bloße Exemplare zu halten, heißt, das Mark seiner Vision zu verfehlen. Jeder Schnabel, jeder Wedel, jede Welle, die er darstellte, war eine Meditation über die buddhistische Kosmologie: die rohe, elektrische Wahrheit, dass in jeder Form — niedrig oder leuchtend — der unauslöschliche Funke der Erleuchtung schlägt.
Jakuchūs Beziehung zum Buddhismus war nicht zufällig. Sie war architektonisch. Seine Verbindung zum Shōkoku-ji Zen-Kloster in Kyoto und seine spätere Hingabe an die Ōbaku-Zen-Prinzipien beeinflussten nicht nur seine Arbeit — sie bestimmten ihre gesamte Anziehungskraft.
Zen lehrt, dass alle Wesen — fühlend, unfühlend, geflügelt, verwurzelt — die Buddha-Natur tragen. Es ist keine Metapher; es ist ein Axiom. Ein Huhn zu malen, war nicht nur eine Laune des Bauernhofs festzuhalten. Es war, ein lebendiges Gefäß des potenziellen Erwachens zu ehren. Einen Karpfen in einer silbernen Strömung zu zeichnen, war, das unruhige Herz des Samsara selbst zu ehren, das sich immer in Richtung Befreiung bewegt.
Nirgendwo ist diese Philosophie kristallklarer als in Jakuchūs Meisterwerk, Das bunte Reich der lebenden Wesen. Obwohl es auf den ersten Blick eine Meisterklasse in naturalistischer Präzision zu sein scheint, murmelt unter dem Pigment und der Seide eine tiefere Predigt: dass alle Kreaturen, mythisch und alltäglich, im selben weiten Meer der Existenz schwimmen, ihre Formen flackern gegen die große Leere wie Laternen im Nebel.
Seine Entscheidung, dieses monumentale Werk dem Shōkoku-ji-Tempel zu spenden, war nicht bloße Frömmigkeit. Es war ein theologisches Opfer — ein Kompendium des Seins, das nicht nur als ästhetisches Wunder dienen sollte, sondern als liturgischer Anker während buddhistischer Zeremonien. Kunst war in diesem Kontext nicht getrennt von der Praxis. Sie war Praxis.
Jakuchūs Shaka-Triade (Śākyamuni Triptychon), ein weiteres tiefgründiges Angebot an den Tempel, vervollständigt diesen spirituellen Bogen. Dort wird die zentrale Figur des historischen Buddha von Bodhisattvas flankiert: gelassen, unerschütterlich, mit Blicken, die gleichzeitig nach innen und außen gerichtet sind. Im Gegensatz zur wilden Biodiversität von Das bunte Reich suggeriert das Triptychon eine atemberaubende Gleichung: dass die zappelnde, zwitschernde, blühende Vielfalt des Lebens keine Ablenkung von der Erleuchtung ist — sie ist ihre Grundlage.
Die Botschaft flüstert durch jede Schriftrolle: Samsara ist kein Exil. Es ist der Garten, in dem das Erwachen sich entfaltet.
Jakuchū’s Auge, geschärft durch den Handel, gehärtet durch Zen, sah keine Hierarchie zwischen Spatz und Weisem. Er verstand, dass die aufmerksame Beobachtung der Existenz — ohne Sentimentalität oder Verachtung — selbst eine Form der Ehrfurcht war.
In Jakuchū’s Universum trug das Malen eines Rettichs oder eines Phönix das gleiche Andachtsgewicht. Beide waren Vehikel zur Betrachtung der Vergänglichkeit. Beide waren Masken, die kurzzeitig vom Unendlichen getragen wurden.
Und so lehrt seine Kunst noch immer: Erlösung glitzert nicht nur von Marmorpodesten oder Schriften. Sie raschelt in den Flügeln erschrockener Kraniche, blüht in der zerbrechlichen Kürze von Pfingstrosenblüten, schwimmt in den silbergefleckten Körpern von Karpfen, die sich dem unsichtbaren Licht entgegenheben.
Im Sichtbaren wartet das Unsichtbare. Im Vergänglichen atmet das Ewige.
Jakuchū wusste es. Und durch Pinsel, Seide und heilige Stille erzählt er es uns noch immer.
Spätere Anerkennung
Jakuchū pflanzte zu Lebzeiten Samen, die leise blühten — ihr Duft wurde erst Jahrhunderte später vollständig eingeatmet, als sich der Boden der Geschichte gerade genug verschob, um ihre Brillanz durchbrechen zu lassen.
Während seiner aktiven Schaffensjahre genoss Jakuchū ein gewisses Maß an Respekt innerhalb der vielschichtigen Gesellschaft Kyotos. Seine Werke schmückten Tempelhallen, Kaufmannssalons und flüsterten in die Ecken offizieller Chroniken. Doch er wurde nie als das definierende Genie seiner Ära gekrönt. Seine Eigenheiten — das Gitterwerk, der Humor, die Weigerung, sich einer bestimmten Schule zu unterwerfen — machten ihn zu einem Außenseiter, bewundert, aber selten verehrt.
Und so, wie viele Künstler, die zu weit von der Orthodoxie entfernt kreisen, verblasste Jakuchū’s Strahlkraft nach seinem Tod im Jahr 1800. Die dazwischenliegenden Jahrzehnte und dann Jahrhunderte schoben ihn tiefer in die staubigen Ränder der Kunstgeschichte, seine Werke überlebten mehr als Kuriositäten denn als Kanon.
Aber Dunkelheit, wie der Winter, negiert den Samen nicht.
Im zwanzigsten Jahrhundert, als Japan sein künstlerisches Erbe mit neuer Dringlichkeit neu bewertete — angetrieben von den Zwillingskatastrophen der Modernisierung und des Krieges — tauchte Jakuchū's Werk wieder auf, blendend und unvermindert. Gelehrte, Sammler und schließlich die breite Öffentlichkeit begannen, ihn nicht als charmanten Exzentriker, sondern als Visionär zu betrachten, der ganze Bewegungen von Gedanken und Ästhetik vorausgesehen hatte, die noch kommen sollten.
Ausstellungen, die Das bunte Reich der lebenden Wesen gewidmet sind, lösten bei modernen Zuschauern Erstaunen aus, die in seinen Schriftrollen eine Sensibilität sahen, die sich überraschend zeitgenössisch anfühlte: pixelierte Techniken, die digitale Kunst vorwegnahmen, surrealistische Kompositionen, die europäische Experimente um Jahrhunderte vorwegnahmen, und ein Umweltbewusstsein, das in einem Zeitalter, das neu von Aussterben erschreckt war, Anklang fand.
Im Jahr 2006, als das vollständige Bunte Reich im Nationalmuseum Tokio ausgestellt wurde — nach mühsamen Konservierungsbemühungen — standen Besucher stundenlang Schlange, einige weinten offen vor den Schriftrollen. Hier war kein Relikt, sondern eine Offenbarung: eine Erinnerung daran, dass Genie, einmal in die Welt entlassen, die Zeit zu sich selbst biegt.
Jakuchūs Vermächtnis
Vermächtnis ist ein seltsames Tier — es ähnelt selten dem Ding, das es hervorgebracht hat. Aber im Fall von Jakuchū trägt das Geschöpf, das durch die Korridore der Geschichte streift, immer noch den Glanz seiner ursprünglichen Absicht: Wunder, geschärft zu Hingabe.
Er hat keine Bewegung ins Leben gerufen. Er hinterließ keine formellen Schüler, die seine Methoden über Generationen hinweg verkünden. Was Jakuchū stattdessen hinterließ, war eine Art des Sehens — eine stille Lehrzeit, die jedem angeboten wird, der bereit ist, lange genug, genau genug zu schauen, bis die Membran zwischen Selbst und Welt sich auflöst.
Seine akribischen Studien der natürlichen Welt — so detailliert, dass selbst die warzige Wirbelsäule eines Frosches oder die mausernden Federn eines Spatzen Ehrfurcht verlangen — antizipieren das ökologische Bewusstsein, das erst in unserer eigenen Ära vollständig erblühen würde. Lange bevor Biodiversität zum Schlachtruf wurde, malte Jakuchū, als ob jede Ameise und Orchidee souveräne Wesen wären, die Zeugnis von der wilden, unwiederholbaren Schönheit der Existenz ablegen.
Seine technischen Experimente — von masume-gaki Pixelierung bis zu den geisterhaften Farbtönen von uraizaishiki — durchbrechen die bequeme Zeitleiste der Kunstgeschichte. Er antizipierte um Jahrhunderte die ästhetischen Fragen der Fragmentierung, Abstraktion und Wahrnehmung, die später den europäischen Modernismus erschüttern würden. In Jakuchūs Gitterlinien und juwelentönigen Anomalien schimmert eine proto-digitale Vorstellungskraft — die Intuition, dass die Realität selbst zerlegt, neu zusammengesetzt und in neuen Frequenzen zum Schwingen gebracht werden könnte.
Doch Jakuchū nur als Techniker oder Visionär zu feiern, bedeutet, seine tiefere Auflehnung zu übersehen.
Seine wahre Rebellion war Zärtlichkeit.
In einem Zeitalter starrer Hierarchien — in dem Macht in Blutlinien versteinert war und die Natur oft auf dekorativen Hintergrund reduziert wurde — kniete Jakuchū gleichermaßen vor Käfern und Chrysanthemen nieder und bot ihnen denselben ungeteilten Blick, den er einem Bodhisattva bieten könnte. Seine Gemälde sind weltliche Schriften, die mit der stillen Behauptung summen, dass das Heilige keinen Stammbaum, keine Vorliebe hat.
Ein Karpfen, der stromaufwärts flackert, trägt ebenso viel Erleuchtung wie der in Zazen sitzende Mönch. Ein Kohl, der sich im Regen entfaltet, ist ebenso eine Predigt wie jede goldblättrige Sutra.
Durch diese radikale Gleichheit des Seins hat Jakuchū eine visuelle Theologie der Verbundenheit geschaffen — eine, die sein Jahrhundert, seine Nation und sogar seine gewählten Medien übersteigt.
Heute finden zeitgenössische Künstler, Umweltschützer, Philosophen und Suchende aller Art in seinem Werk einen Spiegel für ihre eigenen Sehnsüchte: sich selbst in einem lebendigen, atmenden Geflecht zu verorten, das zu komplex ist, um es zu beherrschen, und zu zerbrechlich, um es zu ignorieren.
Jakuchūs Vermächtnis ist nicht statisch. Es ist viral — ein Samen, der in den Falten jedes Auges getragen wird, das noch glaubt, dass die gewöhnliche Welt mit außergewöhnlicher Bedeutung erzittert.
Er gehört nicht nur zu Kyoto, oder zur Edo-Zeit, oder zu Japan. Er gehört jedem, der jemals zu lange auf ein Blatt, einen Fisch, eine Wolke gestarrt hat und den Riss im Gewebe der Gewissheit gespürt hat — die plötzliche, erschreckende, wunderschöne Erkenntnis, dass wir nicht die Architekten der Schönheit sind, sondern ihre flüchtigen Zeugen.
Jakuchūs wahres Meisterwerk ist daher nicht nur seine Malerei.
Es ist die Verwandlung, die er immer noch entfacht: das Entfalten der Aufmerksamkeit in Ehrfurcht.
Jakuchū jagte nicht der Nachwelt hinterher. Er zog sich von ihr zurück, vertiefte sich in Einsamkeit und Schriftrollen. Und doch kam sie trotzdem zu ihm — langsamer als Ruhm normalerweise reist, aber sicherer. Wie ein Koi, der die Oberfläche eines alten Teiches durchbricht. Wie eine Pfingstrose, die sich weigert, weniger als prächtig zu sein, selbst wenn sie verwelkt.
In Jakuchūs Nachleben, wie in seiner Kunst, löscht die Zeit nicht. Sie offenbart.
Leseliste
- Asian Art Museum. "Künstler und Förderer der Edo-Zeit (1615–1868) in Japan." https://education.asianart.org/resources/artists-and-patrons-of-the-edo-period-1615-1868-in-japan/
- Bowers Museum. "Itō Jakuchūs Meisterwerk: Vögel, Tiere und blühende Pflanzen in einer imaginären Szene." https://www.bowers.org/index.php/collections-blog/ito-jakuchu-s-masterpiece-birds-animals-and-flowering-plants-in-imaginary-scene
- Britannica. "Kyoto, Japan." https://www.britannica.com/place/Kyoto-Japan/The-people
- Stadt Kyoto. "Statistisches Jahrbuch der Stadt Kyoto." https://www.city.kyoto.lg.jp/tokei/cmsfiles/contents/0000281/281300/1shou.pdf
- Diluo Digitale Sammlungen. "Tiere in japanischen Drucken: Der Flug der Jahreszeiten und das Leben." https://diluo.digital.conncoll.edu/Asianart/exhibition/birds-in-japanese-prints-the-flight-of-seasons-and-life/
- Edo Avantgarde. "Liste der Künstler und ihrer Werke." http://www.edoavantgarde.com/list-of-artists-and-their-works
- Heilbrunn Zeitleiste der Kunstgeschichte. "Kunst der Edo-Periode (1615–1868)." New York: Das Metropolitan Museum of Art, 2003. https://www.metmuseum.org/essays/art-of-the-edo-period-1615-1868
- Japan House Los Angeles. "Natur/Übernatur: Visionen Japans." https://www.japanhousela.com/exhibitions/nature-supernature/nature-the-beauty-of-the-japanese-landscapes/
- Kyoto Journal. "Stadterneuerung in Kyoto." https://kyotojournal.org/kyoto-notebook/urban-renewal-in-kyoto/
- Kyoto Nationalmuseum. "Gemälde aus der Edo-Periode." https://artsandculture.google.com/story/paintings-from-the-edo-period-kyoto-national-museum/WQVRQfwGvY1zKg?hl=en
- MetPublications. "Designing Nature: Die Rinpa-Ästhetik in der japanischen Kunst." https://resources.metmuseum.org/resources/metpublications/pdf/Designing_Nature_The_Rinpa_Aesthetic_in_Japanese_Art.pdf
- National Gallery of Art. "Biografie: Itō Jakuchū." https://www.nga.gov/press/exh/3234/artist-bio.html
- National Gallery of Art. "Farbenfrohes Reich: Japanische Vogel-und-Blumen-Malereien von Itō Jakuchū (1716–1800)." https://www.nga.gov/exhibitions/2012/colorful-realm.html
- Sannomaru Shozokan. "Farbenfrohes Reich der Lebewesen." https://shozokan.nich.go.jp/en/collection/object/SZK002949
- The Metropolitan Museum of Art. "Itō Jakuchū." https://www.metmuseum.org/search-results?q=It%C5%8D+Jakuch%C5%AB
- The Metropolitan Museum of Art. "Rinpa-Malstil." https://www.metmuseum.org/essays/rinpa-painting-style
- Das Metropolitan Museum of Art. "Shogune und Kunst." https://www.metmuseum.org/essays/shoguns-and-art
- Tokyo Nationalmuseum. "Über TNM." https://www.tnm.jp/modules/r_free_page/index.php?id=134&lang=en
- Universität von Oregon. "Scholars Bank." https://scholarsbank.uoregon.edu/items/2e6df174-a634-44dd-8d86-c0f73b214829
- Universität von Washington. "Manifold." https://uw.manifoldapp.org/projects/arth309a/resource/ito-jakuchu-animals-in-the-flower-garden-left-hand-screen-c-z-late-18th-century-color-on-paper-screen-5